von Annika
Der ein oder andere mag den kleinen blauen Igel aus dem alten Sega Jump’n’run Spiel noch kennen, doch um ihn soll es hier nur ganz am Rande gehen. Vielmehr geht es um eine Gruppe von Genen, den Hedgehog-Genen, die essentiell in der Entwicklung der Körpersymetrie sind und wie sie zu ihrem Namen kamen.
Die Hedgehog Proteine sind Signalmoleküle und liegen in der sehr frühen Embryonalentwicklung in unterschiedlichen Mengen im Gewebe vor. Die Konzentration gibt vor, was für ein Organ oder welche Extremität an dieser Stelle angelegt werden soll. Sie sind essentiell für die Ausprägung sämtlicher Körpersymmetrien im gesamten Tierreich. Hedgehog wurde 1980 in Fruchtfliegen entdeckt. Christiane Nüsslein-Volhard und Eric Wieschaus führten an der Uni Heidelberg eine groß angelegte Untersuchung von Genen durch, die an der Kontrolle der frühen Embryonalentwicklung der Fliegen beteiligt sind, und bekamen 1995 für ihre Arbeit den Nobelpreis für Medizin. Hierbei entdeckten sie ein Gen, dessen Ausschaltung dazu führt, dass der frühe Embryo rund bleibt und sich auf der gesamten Oberfläche kleine stachelartige Gebilde entwickeln. Daher nannten sie dieses Gen Hedgehog.
In Säugetieren gibt es drei Hedgehog Gene. Gemeinsam regulieren sie die Ausprägung einer Längsachse, die gleichmäßige Anordnung von Gliedmaßen, die geordnete Entwicklung von Organen und vieles mehr. Eines dieser drei Gene ist der Sonic Hedgehog. Entdeckt im Jahre 1993 und benannt nach einer Comicfigur. Die damals 6-jährige Tochter des ausführenden Postdocs hatte diesen Comic aus Großbritannien in die USA mitgebracht. Der Vater fand es passend und überzeugte den leitenden Professor Cliff Tabin zu diesem Namen.
Im selben Jahr der Publikation des Sonic Hedgehog Gens begann Sega mit großen Werbeaktionen in den USA für ihr neues Computerspiel. Ein Bekannter von Tabin soll diesen ganz erstaunt angerufen haben, nachdem er sah, dass die Forschungsergebnisse seines Freundes wohl so populär waren, dass sogar Mc Donalds dafür Reklame macht.
Je mehr an Sonic Hedgehog geforscht wurde, umso deutlicher wurde seine enorme Wichtigkeit nicht nur in der Embryonalentwicklung, sondern auch bei der Entstehung einiger Tumore. Da die gleichnamige Segafigur inzwischen sehr populär geworden ist, wurde immer wieder angeregt, den Namen des Gens zu ändern. Ein Gespräch mit einem betroffenen Patienten könne sonst etwas eigenartig klingen. Geändert wurde der Name nicht, aber das Gene Nomenclature Committee der Human Genome Organisation etablierte 2006 die einfache Abkürzung SHH und bat Genforscher weltweit in Zukunft bitte auf Quatschnamen bei menschlichen Genen zu verzichten. Wirkt einfach seriöser ;-)
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